CFP: Jugend und Jugendbewegung im Kalten Krieg –

30. Januar 2019 by

Archiv der deutschen Jugendbewegung; Prof. Dr. Meike Sophia Baader, Hildesheim; Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Leipzig
Archiv der deutschen Jugendbewegung, Jugendburg Ludwigstein, 37214 Witzenhausen
Deadline: 15.03.2019

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand die Zwangsgemeinschaft der Hitlergegner ihr schnelles Ende. Die folgende Konfrontation der politischen Blöcke hatte für Dekaden bis zur Perestroika Ende der
1980er-Jahre erhebliche Auswirkungen auf die Jugendpolitiken, die Jugend, ihre Gesellungs-, Organisations- sowie Protestformen.

Im zunächst ungewohnten demokratischen Rahmen mussten sich Jugendliche neu aufstellen – dabei gingen traditionelle Erfahrungsmuster und demokratische Impulse neue Verbindungen ein. Auf der anderen Seite verloren die Offerten der Jugendbewegung als auch der politischen Jugendorganisationen an Anziehungskraft. Auch gründeten sich neue Jugendverbände aufgrund von Flucht und Vertreibung in den neuen Heimaten der Bundesrepublik. Unter dem zunehmenden Einfluss der westlichen Massenkultur veränderte sich zudem das Freizeitleben der Jugendlichen.
Gleichzeitig mobilisierte die Ostermarsch- und Friedensbewegung Jugendliche mit klassischen Formen der Ansprache. Der Umgang von staatlicher Seite mit diesen Protesten und Demonstranten verlief unter
dem Obdach des kommunistischen Feindbildes und hatte mitunter nachhaltige Folgen für die engagierten Jugendlichen. Von diesem klassischen Blockdenken versuchten sich manche Jugendliche zu lösen: Sie dachten über die Mauer hinweg, versuchten unter schwierigen Bedingungen den Kontakt zu Jugendorganisationen in den osteuropäischen Staaten aufzubauen. Die Jugend jenseits der Mauer, dort wo die jugendkulturellen Offerten staatlicherseits – sprunghaft und schablonenmäßig zugleich – keinen Anklang fanden, imaginierte sich wiederum jugendkulturell über die Grenze.
Die jugendhistorische Tagung möchte über unterschiedliche Zugriffe die Perspektiven der Cold War Studies aufgreifen. Sie ist offen für Zugänge aus politik-, sozial-, gender- und alltagsgeschichtlicher Perspektive. Sie kann biografische als auch generationenspezifische Ansätze berücksichtigen.
Mögliche Themen wären z. B.
– Neuorientierung von Jugendverbänden in der Besatzungszeit;
– Skeptische Jugend;
– Jugend im Fokus von Vertriebenenorganisationen;
– Der Einfluss der westlichen Massenkultur;
– Jugend und Europa;
– Jugend und Kirche;
– Ostermarsch-/ Friedensbewegung und Jugend;
– Protest gegen Berufsverbote;
– Pfarrjugend und Rätegedanke;
– Über den Tellerrand: Kommunikationsversuche zu Jugendorganisationen in Osteuropa;
– Kontaktzonen: Jugendaustauschprogramme;
– Subkulturelle Praktiken;
– Protestformen und Krawalle;
– Einsatz gegen Umweltverschmutzung in der DDR;
– Solidaritätsbewegungen zur „Dritten Welt“;
– Internationaler Gewerkschaftsjugendaustausch;
– Ansprache der Jugend in den Ausstellungen der Amerika-Häuser;
– Blockdenken in der politischen Bildung;
– Kalter Krieg im Unterrichtsfilm;
– Jugendstudien und Jugendforschung im Vergleich;
– Sexualaufklärung in BRD und DDR;
– Kinder- und Jugendliteratur der DDR im Kalten Krieg.

Leitung und Wissenschaftlicher Beirat des Archivs der deutschen Jugendbewegung freuen sich über Interesse an diesem Forschungsfeld und erbitten Vortragsvorschläge (ca. 2.500 Zeichen mit kurzen Angaben zur Person) bis zum 15.03.2019 an:
Dr. Susanne Rappe-Weber
Archiv der deutschen Jugendbewegung
Burg Ludwigstein
37214 Witzenhausen
E-Mail: susanne.rappe-weber@burgludwigstein.de

Online-Katalog zu John Heartfield

15. Januar 2019 by

John Heartfield (1891–1968) gehört zu den innovativsten und bedeutendsten Künstlern, die sich mit ihrem Werk politisch engagiert und dem Faschismus entgegengestellt haben. Seine Plakate, Buchumschläge für den Malik-Verlag und Zeitschriftencover für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ) sind ein wesentlicher Teil der politischen Ikonographie der Weimarer Republik und des antifaschistischen Exils. Sie erreichten die Massen und prägten nachhaltig das Bildgedächtnis dieser Zeit. Weniger bekannt sind heute die Arbeiten für das Theater, viele nicht publizierte Entwürfe und das Montagematerial, das er sammelte. Über 6.000 Werke aus Heartfields Nachlass haben sich in der Kunstsammlung der Akademie der Künste erhalten. Das grafische Ouevre Heartfields gehört heute zu den gefragtesten Beständen im Akademie-Archiv. Ab sofort sind über 4.000 Werke unter www.heartfield.adk.de online frei zugänglich.

Die Freischaltung des Heartfield-Onlinekatalogs bildet den Auftakt für eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem Ausnahmekünstler Heartfield: 2019 wird unter dem Titel „Kosmos Heartfield“ eine virtuelle Ausstellung entwickelt, 2020 wird schließlich eine Werkschau im Akademie-Gebäude am Pariser Platz gezeigt.

Mit Unterstützung der Heartfield-Erben. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Ernst von Siemens Kunststiftung.

CFP: Expressionismus, Heft 7 (2018): Expressionismus-Debatte(n)

6. April 2017 by

[Deadline: Jul 1, 2017] Das geplante Heft möchte sich der Grundvoraussetzung des Gegenstands der Zeitschrift widmen: der Frage, was der Expressionismus ist bzw. welche Relevanz und welcher Wert dem Begriff zukommen. Darüber hat man im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder diskutiert. Dabei ist nicht nur an den Positionsaustausch linker Schriftsteller im Exil 1937/38 zu denken, an den der Hefttitel angelehnt ist. Die dort diskutierte These, dass es zwischen der expressionistischen Kunstauffassung und dem Faschismus eine zwingende Verbindung gebe, ist die berühmteste Kontroverse zum Expressionismus. Den Rest des Beitrags lesen »

Zeitschrift Bauhaus 8: „Bewegung“

29. November 2016 by

bauhaus08Die Zeitschrift Bauhaus (Nr. 8) nimmt die „Bewegung“ als Konstante der Moderne in den Fokus. Das neue Heft erscheint am 4. Dezember 2016.

In vier Kapiteln nimmt die neue Ausgabe der Zeitschrift die bewegte Gesellschaft in den Blick und führt den Leser über die 1920er Jahre zu den heutigen Stätten des Aufbruchs. Anzutreffen sind Paul Klee beim Überwinden der Schwerkraft, die Choreografin Sasha Waltz und die Experimente des Bauhaus-Fotografen UMBO sowie das Bauhaus als internationale Praxis zu Exil, Migration und kulturellem Austausch.
Tempo, Tempo! Eine zuvor nie dagewesene Moderne prägte die 1920er Jahre. Und das Bauhaus war mittendrin. Sein Entwurf für eine Moderne forderte von allen, sich aus der Erstarrung zu lösen und Neuland zu betreten.

Die jetzt frisch erschienene Ausgabe nimmt diese Bewegtheit und Geschwindigkeit in den Blick. Und folgt damit den Themensetzungen der Stiftung Bauhaus Dessau, deren Jahresprogramm 2016 unter der Überschrift „Bewegung“ stand. Gleichzeitig ist das Heft selbst ein Beitrag zum Jahresprogramm, denn Bauhaus 8 verbindet die historische Reflexion mit zeitgenössischen Positionen von international arbeitenden Gestaltern, Wissenschaftlern, Künstlern, Publizisten, Akrobaten, Choreografen, Kuratoren, Fotografen und anderen.

Zeitschrift Bauhaus 8 „Bewegung“, Dezember 2016. Herausgeber: Stiftung Bauhaus Dessau. Verlag: Spector Books, Leipzig 2016. Gestaltung: Herburg Weiland, München. Redaktion: EINSATEAM, Berlin und Stiftung Bauhaus Dessau (160 Seiten, ISBN 978-3-95905-105-7 (deutsch), ISBN 978-3-95905-124-8 (englisch)). Preis: 12,- € (+ Porto).
Bauhaus 8 ist in gut sortierten Buchhandlungen und in Museumsshops erhältlich. Onlinebestellung direkt beim Verlag unter mail(ätt)@spectorbooks.com.

CFP: Expressionismus, Heft 5 (1/2017): „Der Sturm“ und „Die Aktion“

6. April 2016 by

Die expressionistische Bewegung ist dafür bekannt, dass sie sich vorrangig in Gruppen abspielt – und dass aus den unterschiedlichen Projekten eine nahezu unüberschaubare Menge an Zeitschriften hervorgegangen ist. Aus dieser Masse ragen Herwarth Waldens „Der Sturm“ (1910–1932) sowie Franz Pfemferts „Die Aktion“ (1911–1932) als die beiden Zeitschriften hervor, die von ihrer Reichweite und Bedeutung die sonstigen oft kurzlebigen Publikationsexperimente bei weitem übertreffen. Diese beiden Leitorgane der Bewegung sind wesentlich für die Verbreitung des Expressionismus als Kunstströmung verantwortlich und vor allem „Der Sturm“ prägt bis heute das Bild, das Wissenschaft und Öffentlichkeit vom Expressionismus haben.
Beide Zeitschriften haben in der Forschung immer wieder im Zentrum gestanden, wobei dem „Sturm“ gerade in den letzten Jahren deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteilgeworden ist. Kaum jedoch werden die beiden Zeitschriften einander gegenübergestellt, wozu das aktuelle Heft von Expressionismus anregen möchte. Ziel soll dabei sein, in der Zusammenschau einerseits die gewählten Verfahrensweisen dieser zwei Leitorgane expressionistischer Publizistik ebenso vergleichen zu können wie die Entstehungs- und Redaktionsbedingungen. An den beiden Zeitschriften lässt sich außerdem exemplarisch die durch die
Expressionismusdebatte befeuerte Frage nach dem Verhältnis von Expressionismus und Politik diskutieren.
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„Wir haben schon mal angefangen ..“ – Als Freies Radio noch illegal war

3. März 2016 by

aufkleberEin Beitrag von Jan Bönkost (Bremen)

Im Juni 1980 wird die „Republik Freies Wendland“ auf dem Bohrplatz 1004 mit einem der bisher größten Polizeieinsätze der BRD geräumt. Die aus dem gesamten Bundesgebiet angereiste Presse muß dafür das Gelände verlassen. Als erster wird ein NDR-Reporter unter Gewaltandrohung vom Platz entfernt, weil er live im Radio von der Räumung berichten wollte. „Anweisung von oben“ heißt es von der Polizei: „Wenn der Bademeister das Bad schließt, dann kommt auch kein anderer mehr rein“.

Doch der Ausschluß der Öffentlichkeit wird von Radio Freies Wendland durchbrochen. Den ganzen Tag über berichtet der illegale Sender live vom Dorfplatz der Atomkraftgegner*innen: „Das wichtigste ist ja, daß das ganz, ganz viel Leute mitkriegen, direkt, wie das hier abläuft, was für eine Stimmung unter uns ist und daß von uns keinerlei Gewalt ausgeht.“ Der gesamte Landkreis hängt am Radio. Erst kurz bevor die Räumung abgeschlossen ist, vergraben die Radiomacher*innen ihr Mikrofon, um nicht entdeckt zu werden.

Schon mit der Erfindung der drahtlosen Telegraphie an der Wende zum 20. Jahrhundert hatte die deutsche Reichsregierung sichergestellt, daß niemand ohne ihre Zustimmung den Äther nutzen konnte. Nach 1945 setzten die Westalliierten dann gegen alle deutschen Restaurationsbemühungen das Monopol eines „überparteilichen“ öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch. Dieser sollte nicht mehr von der Regierung gesteuert, sondern von „gesellschaftlich relevanten Gruppen“ wie etwa Parteien, Gewerkschaften und Kirchen kontrolliert werden. Unter der Doktrin des „politischen Gleichgewichts“ wurde dabei fortan alles in Frage gestellt, was im Rundfunk von einem gesellschaftlichen Mehrheitskonsens abwich. Das Gefühl der Protestbewegungen der 1960er und 1970er Jahre, in den etablierten Medien keinen Platz zu haben, fand hierdurch auch im Rundfunk seinen Nährboden.

Der komplette Beitrag ist in CONTRASTE vom März 2016 erschienen. Diese Ausgabe hat den Schwerpunkt „Freie Radios – ihre Gegenwart und Geschichte“.

Der komplette Artikel ist hier als PDF zugänglich.


CONTRASTE ist die einzige überregionale Monatszeitung für Selbstorganisation. CONTRASTE dient den Bewegungen als monatliches Sprachrohr und Diskussionsforum.

Entgegen dem herrschenden Zeitgeist, der sich in allen Lebensbereichen breit macht, wird hier regelmäßig aus dem Land der gelebten Utopien berichtet: über Arbeiten ohne ChefIn für ein selbstbestimmtes Leben, alternatives Wirtschaften gegen Ausbeutung von Menschen und Natur,
Neugründungen von Projekten, Kultur von „unten“ und viele andere selbstorganisierte und selbstverwaltete Zusammenhänge.

Des weiteren gibt es einen Projekte- und Stellenmarkt, nützliche Infos über Seminare, Veranstaltungen und Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.

CONTRASTE ist so buntgemischt wie die Bewegungen selbst und ein Spiegel dieser Vielfalt. Die Auswahl der monatlichen Berichte, Diskussionen und Dokumentationen erfolgt undogmatisch und unabhängig. Die RedakteurInnen sind selbst in den unterschiedlichsten Bewegungen aktiv und arbeiten ehrenamtlich und aus Engagement.

Wer CONTRASTE erstmal kennenlernen will, kann gegen Voreinsendung von 7,50 EUR in Briefmarken /Schein ein dreimonatiges Schnupperabo bestellen. Dieses läuft ohne gesonderte Kündigung automatisch aus.


Illustration: Aufkleber des Radio Zebra (Bremen, 1981). Quelle: Archiv der sozialen Bewegungen Bremen.

The Return of #DADA (Konferenz, Zürich, 7-9 Apr 16)

3. März 2016 by

The Return of DADA / Die Wiederkehr von DADA / Le Retour de DADA

Internationale Tagung, Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, 8001 Zürich, CH,
(7.4., 14:00-18:30 / 8.4., 10:00-19:00 / 9.4., 10.00-12:30)

Konzeption und Organisation: Prof. Sandro Zanetti, Dr. Agathe Mareuge

Eine Veranstaltung der Universität Zürich, Romanisches Seminar, Abteilung Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL).

An der Tagung geht es darum, eine Bilanz des Wissens über Dada und seine Vermächtnisse bzw. „Erbschaften“ zu ziehen und dabei die (Neu-)Erfindung von Dada insbesondere in den 50er und 60er Jahren durch die Dada-Akteure zu rekonstruieren. Erörtert wird auch, inwiefern die Impulse von DADA im Hinblick auf eine aktuelle ästhetische, literarische und kulturelle Debatte und Analyse noch relevant sind. Den Rest des Beitrags lesen »

Tresantis (Hg.): Die Anti-Atom-Bewegung. Geschichte und Perspektiven; 2015

28. Februar 2016 by

Anti_Atom_Cover__Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten in NRW ist es eine Meldung wert: Im Dreiländereck, kurz hinter Aachen, knapp 100 Kilometer süd-westlich von Düsseldorf, steht auf belgischer Seite in Tihange ein vor sich hin rottendes Atomkraftwerk – in trotz Sicherheitsbedenken bald wieder voller Nutzung. Die Büchse der Pandora direkt vor der Haustür. Die Städteregion Aachen hat jüngst beschlossen, gegen jeden weiteren Betrieb des AKW zu klagen. Zeit, sich über Geschichte und Perspektiven einer autonomen Anti-AKW-Bewegung Gedanken zu machen. Das Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis bringt hierzu Anregendes zusammen.

Der Weg der Klage war es nie. Ein großer Teil der Anti-AKW-Bewegung beruhte vielmehr auf Selbstorganisation und auf direkter Aktion an den Zufahrtswegen bis hin zu gelegentlicher Militanz an den Bauzäunen. Mit dem Ende 2015 erschienenen Buch „Die Anti-AKW-Bewegung“ hat das Schreib- und Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis jetzt einen druckfrischen, wichtigen Beitrag zur Geschichte und Praxis jenes Teils des anti-atomaren Protestes vorgelegt, der nicht Bestandteil der Eventindustrie der großen Campaigning-Strukturen aus Umwelt- und Naturschutzorganisationen oder Kapitalismus- und Lobby-kritischen Organisationen wie BUND, campact oder attac ist(1). Damit ist eine empfindliche Lücke zur Bewegungsgeschichte gefüllt, die hilft zu begreifen, was es heißt, gegen Atomkraft und gegen eine auf Nukleartechnik fußende Energiepolitik eingetreten und standhaft geblieben zu sein. Das anonyme Tresantis-Herausgeber*innen-Kollektiv umfasst laut Verlagswebsite „Querköpfe, die an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten eng mit dem Widerstand gegen Atomanlagen verbunden waren und sind.“

Es berichtet über „Geschichte und Perspektiven“ der Anti-Atom-Bewegung für den Zeitraum von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Und eben diese vergangenen und gegenwärtigen Bewegungs-Strukturen und Impulse waren und sind bis heute geprägt von lebendiger, bisweilen auch reibungsvoller Vielfalt – standen gleichsam unter dem Tenor: „Nie zuvor waren die Mittel des Kampfes so unterschiedlich, umfassend und fantasievoll. Nie zuvor beteiligten sich so viele an Info- und Aufklärungsaktionen, strömten zu Demos, kämpften an Bauzäunen, besetzten Bauplätze und blockierten Transportwege.“ Eben diese Vielschichtigkeit der Bezüge von Akteur*innen und Mittel findet auch Ausdruck in dem knapp 400 Seiten starken Sammelband. Denn hier wechseln sich analytische und historische Artikel mit Zeitzeugenberichten ab. Gerade diese Mischung macht den Charakter eines Lesebuches aus, das die verschiedensten Standpunkte und Einschätzungen aufgreift, Bruchkanten mitdenkt und Entwicklungslinien sichtbar macht. So finden sich Berichte über illegale, aber trotzdem sehr folgenreiche Aktionen ebenso wie Texte über den politischen Horizont und die Perspektiven der Anti-AKW-Bewegung. Reimar Paul berichtet zum Beispiel über die heute nahezu vergessenen Debatten und Konflikte zwischen der Anti-AKW-Bewegung und den „Grünen“, die bereits mit der Gründung der Partei beginnen.

Das Buch berichtet über einen großen Zeitraum hinweg vom breiten Spektrum der Kämpfe, der Vielfalt der Protestformen – freilich mit einem Schwerpunkt auf militanten und auch illegalen Aktionen – und lässt damalige und heutige Protagonist*innen selbst zu Wort kommen. Den Rest des Beitrags lesen »

#mustread. Erste Ausgabe von „Arbeit – Bewegung – Geschichte“ ist erschienen

9. Februar 2016 by

A-B-G-Logo-300x285Arbeiterbewegung (und Geschichte der Arbeiterbewegung) erlebt derzeit ein Revival. Sowohl ein kleines in der Akademie und ein mittleres in der realen Arbeits-Welt. Ein Zeichen für das letzte sind die Zunahme von Arbeitskämpfen, auch im globalen Norden, eines für das erste die Ausbreitung der „Global Labour History“ (GLH) in der vor allem internationalen Arbeits- und Arbeitergeschichte. GLH nimmt auch Formen von „Arbeit“ jenseits des klassischen, männlichen Normalarbeitsverhältnisses in den Blick: Sklaverei, Sex-Arbeit, prekarisierte und Care-Arbeit.

Arbeit – Bewegung – Geschichte versucht die Erneuerung der Arbeitergeschichtsschreibung oder besser: des Verfassens der Geschichte der arbeitenden Menschen und ihrer Versuche, sich zu organisieren, mit voranzutreiben. Von 2002 (vgl. Anm. 1) bis 2015 erschien diese Zeitschrift unter dem Namen JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Vorher, und das bedeutet konkret seit der Gründung 1969 bis 1989/90, war sie die offizielle Fachzeitschrift der DDR zum Thema, herausgeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und hieß Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung (BzG). Nach der Abwicklung der DDR wurde sie von DDR-sozialisierten HistorikerInnen ehrenamtlich weiter getragen – und geprägt. Dieser Ost-Nimbus war aber auch ein Hindernis bei der Weiterentwicklung der Zeitschrift hin zu weitergespannten Themen und zur Platzierung als Zeitschrift, die im wissenschaftlichen Diskurs nicht ignoriert werden kann. Den Rest des Beitrags lesen »

CfP: Künstlerischer und politischer Aktivismus (Arbeitstitel)

29. Januar 2016 by

Call for Papers, PERIPHERIE, Ausgabe 144 (erscheint November 2016)

Im Heft 144 möchte sich die PERIPHERIE schwerpunktmäßig mit der Verschränkung von künstlerischem und politischem Aktivismus auseinandersetzen. Die Begegnung, das Zusammenspiel, die Vermischung von künstlerischer Aktion und sozialer Bewegung ist kein neues Phänomen.
Von Künstler_innen bzw. Bild- und Graphikexpert_innen gestaltete Transparente, Flugblätter, Plakate und Wandbilder geben politischen Inhalten eine ästhetische Form. Gleiches gilt auch für engagiertes Liedgut, Prosa, Lyrik, Graffiti, Film und Fotografie. Performative Konzepte wie das Theater der Unterdrückten stellen temporäre Aktionsräume im öffentlichen Raum her, die auf Missstände hinweisen und in denen mit alternativen Handlungsweisen experimentiert wird. Auf ähnliche Weise intervenieren Aktivist_innen der Kommunikationsguerilla, um Zonen zu produzieren, in denen Unsichtbares sichtbar wird. Auch die in den letzten Jahren populär gewordenen Urban-Gardening- oder Guerilla-Gardening-Projekte greifen unmittelbar in die Stadtgestaltung ein, schaffen neue soziale Handlungs- und Kommunikationsräume. Zugleich aber werden sie als Kunstform in das warenförmige Betriebssystem Kunst aufgenommen, beispielsweise auf der letzten documenta in Kassel.

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