Archive for the ‘Revolution’ Category

The Return of #DADA (Konferenz, Zürich, 7-9 Apr 16)

3. März 2016

The Return of DADA / Die Wiederkehr von DADA / Le Retour de DADA

Internationale Tagung, Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, 8001 Zürich, CH,
(7.4., 14:00-18:30 / 8.4., 10:00-19:00 / 9.4., 10.00-12:30)

Konzeption und Organisation: Prof. Sandro Zanetti, Dr. Agathe Mareuge

Eine Veranstaltung der Universität Zürich, Romanisches Seminar, Abteilung Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL).

An der Tagung geht es darum, eine Bilanz des Wissens über Dada und seine Vermächtnisse bzw. „Erbschaften“ zu ziehen und dabei die (Neu-)Erfindung von Dada insbesondere in den 50er und 60er Jahren durch die Dada-Akteure zu rekonstruieren. Erörtert wird auch, inwiefern die Impulse von DADA im Hinblick auf eine aktuelle ästhetische, literarische und kulturelle Debatte und Analyse noch relevant sind. (more…)

Tresantis (Hg.): Die Anti-Atom-Bewegung. Geschichte und Perspektiven; 2015

28. Februar 2016

Anti_Atom_Cover__Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten in NRW ist es eine Meldung wert: Im Dreiländereck, kurz hinter Aachen, knapp 100 Kilometer süd-westlich von Düsseldorf, steht auf belgischer Seite in Tihange ein vor sich hin rottendes Atomkraftwerk – in trotz Sicherheitsbedenken bald wieder voller Nutzung. Die Büchse der Pandora direkt vor der Haustür. Die Städteregion Aachen hat jüngst beschlossen, gegen jeden weiteren Betrieb des AKW zu klagen. Zeit, sich über Geschichte und Perspektiven einer autonomen Anti-AKW-Bewegung Gedanken zu machen. Das Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis bringt hierzu Anregendes zusammen.

Der Weg der Klage war es nie. Ein großer Teil der Anti-AKW-Bewegung beruhte vielmehr auf Selbstorganisation und auf direkter Aktion an den Zufahrtswegen bis hin zu gelegentlicher Militanz an den Bauzäunen. Mit dem Ende 2015 erschienenen Buch „Die Anti-AKW-Bewegung“ hat das Schreib- und Herausgeber*innen-Kollektiv Tresantis jetzt einen druckfrischen, wichtigen Beitrag zur Geschichte und Praxis jenes Teils des anti-atomaren Protestes vorgelegt, der nicht Bestandteil der Eventindustrie der großen Campaigning-Strukturen aus Umwelt- und Naturschutzorganisationen oder Kapitalismus- und Lobby-kritischen Organisationen wie BUND, campact oder attac ist(1). Damit ist eine empfindliche Lücke zur Bewegungsgeschichte gefüllt, die hilft zu begreifen, was es heißt, gegen Atomkraft und gegen eine auf Nukleartechnik fußende Energiepolitik eingetreten und standhaft geblieben zu sein. Das anonyme Tresantis-Herausgeber*innen-Kollektiv umfasst laut Verlagswebsite „Querköpfe, die an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten eng mit dem Widerstand gegen Atomanlagen verbunden waren und sind.“

Es berichtet über „Geschichte und Perspektiven“ der Anti-Atom-Bewegung für den Zeitraum von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Und eben diese vergangenen und gegenwärtigen Bewegungs-Strukturen und Impulse waren und sind bis heute geprägt von lebendiger, bisweilen auch reibungsvoller Vielfalt – standen gleichsam unter dem Tenor: „Nie zuvor waren die Mittel des Kampfes so unterschiedlich, umfassend und fantasievoll. Nie zuvor beteiligten sich so viele an Info- und Aufklärungsaktionen, strömten zu Demos, kämpften an Bauzäunen, besetzten Bauplätze und blockierten Transportwege.“ Eben diese Vielschichtigkeit der Bezüge von Akteur*innen und Mittel findet auch Ausdruck in dem knapp 400 Seiten starken Sammelband. Denn hier wechseln sich analytische und historische Artikel mit Zeitzeugenberichten ab. Gerade diese Mischung macht den Charakter eines Lesebuches aus, das die verschiedensten Standpunkte und Einschätzungen aufgreift, Bruchkanten mitdenkt und Entwicklungslinien sichtbar macht. So finden sich Berichte über illegale, aber trotzdem sehr folgenreiche Aktionen ebenso wie Texte über den politischen Horizont und die Perspektiven der Anti-AKW-Bewegung. Reimar Paul berichtet zum Beispiel über die heute nahezu vergessenen Debatten und Konflikte zwischen der Anti-AKW-Bewegung und den „Grünen“, die bereits mit der Gründung der Partei beginnen.

Das Buch berichtet über einen großen Zeitraum hinweg vom breiten Spektrum der Kämpfe, der Vielfalt der Protestformen – freilich mit einem Schwerpunkt auf militanten und auch illegalen Aktionen – und lässt damalige und heutige Protagonist*innen selbst zu Wort kommen. (more…)

An die Arbeit! Die ITH-Tagung diskutierte in Berlin über Arbeit und Nichtarbeit

1. Oktober 2015

Von Ralf Hoffrogge (Bochum/Berlin)

Arbeit, Arbeitskämpfe, Arbeiterbewegung – seit dem 19. Jahrhundert sind dies zentrale Begriffe, die „soziale Frage“ oder „Arbeiterfrage“ wurde beantwortet durch Sozialreform wie Sozialismus und definierte damit neue Achsen politischen Denkens. Doch was ist eigentlich Arbeit? Diese Frage stellten sich Historikerinnen und Historiker auf der ITH, der „International Conference of Labour and Social History“, die vom 17-19. Dezember in Berlin stattfand.

Die seit 1964 jährlich stattfindende „Linzer Konferenz“ der „HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen“ musste wegen Renovierungsarbeiten ihren Tagungsort in Österreich räumen, fand aber im Wissenschaftszentrum Berlin am Reichpietschufer einen würdigen Ersatz. Die Straße ist benannt nach Max Reichpietsch, Anführer der Matrosenrevolte von 1917 und Märtyrer der Arbeiterbewegung. Doch war Reichpietsch Arbeiter? Vom Milieu her vielleicht, von der Profession wohl kaum – ein Zwangsdienst leistender Matrose produziert keinen Mehrwert, nackter Zwang „motiviert“ ihn zu seiner Tätigkeit. Diesen Zwang, der in Form von Wehrpflicht, Arbeitslagern und anderen Repressalien die sogenannte „freie Lohnarbeit“ immer begleitete, wenn nicht hervorbrachte, untersuchte die ITH bereits im Jahr 2014. Nun schritt man voran zur Generaldebatte und fragte, was „Arbeit“ eigentlich ist. Im Zentrum stand das Bemühen, den klassischen Focus sowohl marxistischer als auch neoklassischer Theorien auf warenförmige Lohnarbeit auszuweiten, Arbeitsformen und Arbeitende einzubeziehen, die bisher unter den Tisch fielen. (more…)

Lesebuch zu kritischer Geschichtspolitik ist nun lieferbar

26. April 2015

V1Das AutorInnenkollektiv Loukanikos ist sehr erfreut, nach langer Vorbereitungszeit nun endlich auf das Erscheinen ihres zweiten gemeinsamen Buchs hinweisen zu können:
„History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Ein Lesebuch“
Der Sammelband ist lieferbar und in den ersten Buchhandlungen angekommenn. Er geht auf die gleichnamige Konferenz vom Dezember 2013 zurück und enthält Beiträge von 25 Autor*innen und politischen Initiativen. Die Beiträge diskutieren in vier inhaltlichen Kapiteln („Retrospektiven“, „Ausgraben und Erinnern“, „Angreifen und Stören“ und „Im Zweifel für den Zweifel?“) auf 400 Seiten zahlreiche Fragen und Themen linker Geschichte und des Umgangs mit ihr.
Das Buch ist im Verlag edition assemblage erschienen und kostet 19,80 Euro. Auf der Verlagsseite findet sich auch das Inhaltsverzeichnis und eine Lesevorschau.

Die Autor*innen sind: AutorInnenkollektiv Loukanikos, Bernd Hüttner, tippel orchestra, Wolfgang Uellenberg, David Mayer, Cornelia Siebeck, Florian Grams, Dominik Nagl, Susanne Götze, Anton Tantner, gruppe audioscript (Dresden), Bündnis Rosa&Karl, Saskia Helbling und Katharina Rhein (Initiative Ehemaliges Polizeigefängnis Klapperfeld/Faites votre jeu!), Chris Rotmund (Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark), Katharina Morawek und Lisa Bolyos, Ralf Hoffrogge, Renate Hürtgen, Bini Adamczak, Dörte Lerp und Susann Lewerenz (Initiative „Kolonialismus im Kasten?“), Antifaschistische Initiative Moabit, Claudia Krieg, Max Lill, Christiane Leidinger und Ingeborg Boxhammer, Friedemann Affolderbach und Uwe Hirschfeld, Gottfried Oy und Christoph Schneider.

Im Dezember 2014 wurden bereits die Beiträge von David Mayer, Gottfried Oy & Christoph Schneider und Susanne Götze in sozial.geschichte online vorveröffentlicht worden, sie finden sich hier:
http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DocumentServlet?id=36450.

In der „konkret“ (Aprilausgabe) ist „History is unwritten“ übrigens bereits besprochen worden (Link) und es lohnt sich für Euch vielleicht auch, die Augen nach der „analyse und kritik“ („ak“) vom April Ausschau zu halten. rezensionen, alle aktuellen Infos, Lesungen, Buchvorstellungen und Links zum Buch und drumherum werden sukzessive auf dem Blog des AK https://historyisunwritten.wordpress.com/ veröffentlicht.

Kontaktieren (zum Beispiel wegen Buchvorstellungen :-)) könnt ihr den AK Loukanikos über die Email-Adresse unwrittenhistory(ädd)riseup(punkt)net.

Erhard Lucas über die Märzrevolution 1920

13. August 2011

Arndt Beck widmet sich in einem Blogpost der historischen Aufarbeitung der Märzrevolution von 1920 im Ruhrgebiet. Er erinnert dabei an den wichtigen aber weitgehend vergessenen Historiker Erhard Lucas (1937-1993). Lesenswert ist vor allem dessen Artikel Die Märzrevolution von 1920 – und ihre historische Verarbeitung, mit dem Lucas in das Thema kurz und bündig einführt. Beck hat dankenswerterweise den Beitrag online gestellt.

Zu sehen gibt es dann auch ein Musikvideo von den Grenzgängern. Ich habe ja bei vielen Politbarden das Problem, dass sie mir zu „pädagogisch“ daherkommen. Aber der Song 1920 gehört von der Machart her zu den Produktionen, die man sich mal anhören kann, ohne dass man gleich in den Fremd-Schäm-Modus fällt.

Pariser Kommune 1871 – Artikel von Helmut Bock

28. Mai 2011

Helmut Bock lässt heute in einem lesenswerten Zeitungsartikel die Pariser Kommune von 1871 Revue passieren.

Tatsächliche und grundstürzende »Sozialisten« oder gar »Kommunisten« waren die Pariser Kommunarden nicht. Dennoch waren sie unmittelbare »Wegbereiter« einer Gesellschaft, in der neue Menschen leben und ein neues Menschenbild herrschen sollte. Die Kommune hat in den zwei Monaten ihrer Existenz Beachtliches auf den Weg gebracht, nicht nur in Bildung und Schulwesen, sondern insbesondere auch einen Wandel im Arbeits- und Sozialwesen eingeleitet: Arbeitsschutzbestimmungen, erste Betriebsräte und Gewerkschaften, Tarifvertrag und Frauenemanzipation. Alle französischen Revolutionen hatten die Unmündigkeit der Frau beibehalten – erst die Kommune bewirkte die Bildung eines Frauenbundes und einer Frauengewerkschaft und debattierte die Gleichberechtigung bis hin zu den Löhnen.

Bock, Helmut: Das Ende der alten Welt. Kommunale Basisdemokratie und soziale Republik – Das Vermächtnis der Kommunarden, in: Neues Deutschland vom 28.5.2011

Die Linkspartei und ihre Geschichte (3)

27. Dezember 2010

Amédée Bourgeois: Prise de l'Hôtel de ville - le Pont d'Arcole (20. Juli 1830), Public Domain, Q: Wikimedia Commons

III. Die bürgerlichen Revolutionen und die Emanzipationsbewegungen im 19. Jahrhundert

Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit: Der historische Abschnitt des Programmentwurfs erinnert an die Verdienste der „bürgerlichen“ Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts – ihre Erfolge gegen die Dogmen der Religionen und die Privilegien des Adels. Und er stellt die Linke in die Tradition von Humanismus und Aufklärung. Damit wendet sich der Entwurf gegen jede Fixierung auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die Dimension wird damit größer, welthistorischer.

Es ist gut, die Fixierung auf das 20. Jahrhundert aufzugeben, um zu zeigen, wo die Aufklärung hin wollte und noch immer hin will. Und selbstverständlich gehören zum Beispiel Naturrechtler wie Samuel von Pufendorf oder Christian Thomasius zum Erbe der menschlichen Emanzipationsbewegung. Pufendorf und Thomasius begannen schon früh, den Weg zur Gleichstellung von Männern und Frauen zu ebnen. Aber konzeptionell wäre der Abschnitt über das 18. und 19. Jahrhundert noch zu verbessern. (more…)

Revolution 1848/49 in Bayern – Buchverlosung

26. Juni 2010

Ich habe von Hermann Reiter fünf Ausgaben seines Buchs „Die Revolution 1848/49 in Bayern“ (1998) bekommen, die ich unter den Leserinnen und Lesern dieses Blogs verlosen darf  :-)

Das Verfahren ist einfach: Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, schreibt einfach eine E-Mail an info@kritische-geschichte.de mit der Adresse, wo ich das Buch hinschicken kann. Einsendeschluss ist der 11. Juli 2010. Die Gewinner werden per Los ermittelt, die Bücher verschickt, E-Mails und alle Adressen lösche ich anschließend wieder.

Das Buch ist aus meiner Sicht ein echtes Standardwerk der Politik- und Sozialgeschichte der Revolution in Bayern. Vom Zugriff her vergleichbar der Revolutionsgeschichte von Paul Frölich, die ich vor ein paar Wochen vorgestellt habe. Dazu gehört auch unbedingt die im Netz verfügbare, hervorragende Quellenedition. Reiter räumt mit vielen Mythen der konservativen bayerischen Geschichtsschreibung auf. Das Buch ist aber weniger als allgemeiner Überblick zu verstehen. Für den ersten Eindruck reichen die Kapitel „Bayern im Vormärz“ und „Die Krise von 1847“. Die komprimierte Darstellung ist aber ideal für alle, die sich in diese Thematik einarbeiten oder vertiefter beschäftigen wollen. Wer über den bayerischen Horizont hinaussehen möchte, erhält von Reiter eine fundierte und differenzierte Fallstudie.

1789 klassenanalytisch

30. Mai 2010

Es ist ein völlig vergessenes, vergilbtes Buch, das ich hier in meinen Fingern habe. „1789. Die große Zeitenwende“ von dem ebenfalls heute völlig unbekannten Paul Frölich (1884-1953). Doch wer sich generell für die Geschichte von Revolutionen interessiert, wer schnell einen Überblick über die sozialen Vorgänge der französischen Revolution braucht oder wer wissen will,

Prise de la Bastille, Musée national du Château de Versailles, Public Domain

wie ein Parlament, die verfassungebende Nationalversammulung, und die revolutionären Bewegungen zusammenhängen, welche Wechselwirkungen auftreten, ist mit dem Buch immer noch bestens beraten. Auch für eine Diskussion, wie man methodisch eine gesellschaftskritische Geschichte schreiben kann, ist Frölich ein wichtiger Orientierungspunkt. (more…)

GlobKult.de

10. Februar 2010

Eben erreicht mich eine Mail von Christoph Jünke, dass das Online-Magazin GlobKult mit Peter Brandt einen neuen Herausgeber hat. Das Magazin will expandieren und hat sich sympathische Ziele gesetzt:

Gefragt sind Beiträge von eher bleibendem und grundsätzlichem Wert, Beiträge, die engagiert sind und wider den herrschenden Unsinn gerichtet, Beiträge, die was zu sagen haben, möglichst gut geschrieben sind und noch nirgendwo anders (mindestens online) veröffentlicht wurden.

Nun, die historischen bzw. geschichtspolitischen Beiträge erfüllen diesen Anspruch schon mal. Deswegen behält kritische-geschichte das Magazin erst einmal im Auge (siehge Blogroll) und wünscht GlobKult viel Erfolg!