Vor wenigen Wochen berichtete Nera Ide auf ChronoLogs darüber, dass die Minoer auf Kreta möglicherweise keine griechischen Wurzeln hatten, sondern aus dem Osten eingewandert sein dürften. Das wäre nicht besonders bemerkenswert, aber in Ihrem Bericht zeigt Sie, wie ein Gründungsmythos erschüttert und sofort antisemitische Ressentiments mobilisiert werden. Bei einer Veranstaltung springt der frühere Präfekt von Heraklion, Dimitris Sarris, auf. „Sie wollen uns sagen, dass die Minoer Juden gewesen sind?“ Von zionistischer Propaganda ist die Rede. Nun, da gibt es offenbar noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
Und gleichzeitig gibt es in Israel selbst eine heftige geschichtspolitische Auseinandersetzung um das Buch „Die Erfindung des jüdischen Volkes“ (2010) von Shlomo Sand. Der Versuch, die Gründungsgeschichte Israels zu erden und dabei nicht antisemitische Ressentiments zu bedienen. Ein denkbar schwieriges Unterfangen, weil man gleichzeitig an zwei Konfliktlinien entlang gegen zwei Ideologien argumentiert. Der Bericht von Arno Widmann in der Frankfurter Rundschau gefällt mir sehr gut, weil er die Intention Sands herausarbeitet. (more…)