Posts Tagged ‘Wirtschaftsgeschichte’

Über Ludwig Erhard, das Wirtschaftswunder und andere Gründungsmythen der Bundesrepublik

3. August 2013

Das Land des Wirtschaftswunders pflegt seine historische Mythen: Vom Wiederaufbau, vom Fleiß und vom Sparen, von der sozialen Marktwirtschaft und Ludwig Erhard. Die Dokumentation „Unser Wirtschaftswunder – Die wahre Geschichte“ greift diese Mythen auf und widerlegt sie historisch. Herausgekommen ist ein absolut sehenswerter Film, der anfängt, die richtigen Fragen zu stellen.

Die Ökonomen Heiner Flassbeck und Friederike Spiecker haben den Beitrag in einem Blogbeitrag kommentierend ergänzt: Das deutsche Wirtschaftswunder – und wie es wirklich war: Auch ein neuer Film erzählt nur die halbe Wahrheit.

Damit bekommt die Diskussion über die deutsche Geschichte in der Mitte des 20. Jahrhunderts einen wirtschaftspolitischen Einschlag. Eine Reaktion auf die deutsche Debatte und Politik in der europäischen Wirtschaftskrise.

In diesem Zusammenhang kann ich übrigens noch ein eher altes Buch von Theo Pirker empfehlen: „Die verordnete Demokratie. Grundlagen und Erscheinungen der ‚Restauration'“. Pirker interpretiert darin die 1940er und 50er Jahre mal aus der Sicht eines sozialistischen Gewerkschafters.

Ludwig Erhard ist generell keine positive Bezugsperson für ein demokratisches Gemeinswesen. Auf seine Karriere im Naziregime hat u.a. Otto Köhler wiederholt hingewiesen: Kassensturz als Widerstand und Wie Ludwig Erhard die “Soziale Marktwirtschaft” erfand.

Griechenland – eine europäische Kolonie

23. Februar 2010

Die EU macht Druck auf das staatsbankrotte Griechenland. „Zur Zeit der Olympiade waren die Griechen Helden, heute sind sie die tricksenden Deppen Europas“, schreibt heute Wassilis Aswestopoulos auf Telepolis. Sogar das Bild vom faulen Griechen wird bemüht, von einer chaotischen und korrupten Wirtschaft gesprochen. Dass die griechischen Eliten zu den üblen wirtschaftlichen Verhältnissen ihren Beitrag geleistet haben, ist unbestritten. Unleugbar ist aber auch, dass Griechenland von der Staatsgründung 1830 bis heute eine abhängige europäische Kolonie ist.

Großbritannien, Frankreich, USA: Sie alle bestimmten und bestimmen maßgeblich die Politik dieses Landes, verhinderten über Jahrhunderte jede eigenständige wirtschaftliche Entwicklung, bekämpften alle Unabhängigkeitsbewegungen, unterstützten autoritäre und faschistische Regime, um ihren Einfluß in der Region zu sichern. Das moderne Griechenland hatte nie eine Chance, sich wirklich selbständig zu entwickeln. Natürlich auch nicht im Rahmen der EU – ganz im Gegenteil. Dieser Aspekt gehört in die laufende Debatte und er gehört in die Analyse der europäischen Geschichte.

Ich habe im Wiki versucht, ein schon einmal ein paar Eckpunkte und Literatur zusammenzutragen. Gregor Kritidis hat mich mit weiterem Material unterstützt.