Der österreichische Philosoph und Ökonom Otto Neurath (1882-1945) gilt als Wegbereiter der wissenschaftlichen Visualisierung und wurde durch seine revolutionäre Methode der Bildpädagogik bekannt.
Frank Hartmann schreibt in einem lesenswerten Einführungsartikel über Neurath:
Otto Neurath war ein Pionier in vielerlei Hinsicht: in seinen Schriften finden sich Beiträge zu Nationalökonomie, Soziologie, Wissenschaftstheorie und Sozialphilosophie. Beachtlich ist jedoch vor allem sein revolutionärer kommunikationstheoretischer Ansatz, der die Rolle der Kommunikation in der Entstehung des modernen Menschenbildes reflektiert. Im weiteren Kontext einer „wissenschaftlichen Weltauffassung“ artikulierte er eine Frühform der Medienpädagogik, die er als Fortsetzung des Aufklärungsprogramms verstanden hat: der Kampf gegen die Abstraktionen der Metaphysik sollte durch eine kommunikationstechnische Rückkehr zum Ikonischen […] ausgetragen werden.
Anders gesagt: Wissenschaftliche Ergebnisse und komplexe Zusammenhänge sollten etwa über Infografiken einer breiten Bevölkerungsschicht vermittelt werden. Wie sich das Otto Neurath konkret vorstellte, ist in dem jetzt online verfügbaren Atlas Gesellschaft und Wirtschaft. Bildstatistisches Elementarwerk (1930) zu sehen (Tipp von: entdinglichung).
Zwar ist die heutige Medienwelt heute eine völlig andere als in den 1920er und 1930er Jahren. Die bildliche Vermittlung wissenschaftlicher Ergebnisse in die breite Bevölkerung, aber auch Vermittlung entsprechender Inhalte innerhalb der Wissenschaften, bleibt nach wie vor aktuell. Neurath hat hier wichtige Ansätze erarbeitet, die angesichts des neuen Kommunikationsmediums „Social Web“ weiter entwickelt werden müssten.
Frank Hartmann (1997): Sprechende Zeichen. Otto Neuraths revolutionäre Methode der Bildpädagogik, in: Electronic Journal Literatur Primär