Posts Tagged ‘Begriff’

Brecht: Die große Methode

17. April 2011

Jörg Kolbe: Bertolt Brecht (1954), Deutsches Bundesarchiv, gemeinfrei. Q:Wikimedia Commons

Neulich habe ich ein wenig in Bertolt Brechts Fragment Me-Ti. Das Buch der Wendungen gestöbert. Brecht entwickelt dort viele Kernaussagen seiner Philosophie. Er setzt sich mit der Dialektik und zentralen politischen Fragen seiner Zeit auseinander. Es wäre sicher einmal interessant, nach zu forschen, was sich von Brecht für die historische Arbeit gewinnen ließe. Ein Beispiel quasi als kleines Wort zum Sonntag.

Die große Methode

Die große Methode ist eine praktische Lehre der Bündnisse und der Auflösung der Bündnisse, der Ausnutzung der Veränderungen und der Abhängigkeit von den Veränderungen, der Bewerkstelligung der Veränderung und der Veränderung der Bewerksteller, der Trennung und Entstehung von Einheiten, der Unselbständigkeit der Gegensätze ohne einander, der Vereinbarkeit einander ausschließender Gegensätze. Die große Methode ermöglich, in den Dingen Prozesse zu erkennen und zu benutzen. Sie lehrt Fragen zu stellen, welche das Handeln ermöglichen.

Bertolt Brecht: Gesammelte Werke, Band 12, Frankfurt am Main 1967, S. 475

HKWM-Artikel zur Kommunismus-Debatte

8. Januar 2011

Die Hysterie der öffentlichen Reaktionen, die der Beitrag von Gesine Lötzsch in der Zeitung junge Welt über die Wege zum Kommunismus ausgelöst hat, sagt auch viel über die Defizite der historisch-politischen Bildung in Deutschland aus. Eine Gesellschaft, die über eine gerechtere und demokratischere Ordnung nachdenkt, wird aber um die Auseinandersetzung mit der historischen Erfahrung kommunistischer Bewegungen nicht herumkommen.

Als Ausgangspunkt für eine vertiefte Auseinandersetzung kann ich vor allem den Artikel „Kommunismus“ im neuesten Band des Historisch-kritischen Wörterbuchs des Marxismus (HKWM) empfehlen.  Den Artikel gibt es auch zum Download, kostet allerdings 7 Euro.

Aktualisierung: Der Artikel ist von der Rosa-Luxemburg-Stiftung auf dieser Seite neben vielen anderen interessanten Informationen zum Download bereitgestellt worden.

Vorsicht! Nachhaltig – oder: Was uns die Umweltgeschichte der Aufklärung über globale Umweltdebatten verraten kann

10. Dezember 2010
Ausschnitt aus dem Titelblatt zu. Georg Grünberger, Lehrbuch für die pfalzbaierischen Förster, Bd. 1, München 1788.

Ein Forstexperte erklärt Waldvermessung: Ausschnitt aus dem Titelblatt zu. Georg Grünberger, Lehrbuch für die pfalzbaierischen Förster, Bd. 1, München 1788.

Der Weltklimagipfel in Cancún geht in die heiße Phase und zum Erstaunen vieler zeichnet sich ein Klimaabkommen ab, dass tatsächlich umfassend und inklusiv wirken könnte. Nicht nur die Europäer und einige andere Industriestaaten verpflichten sich zur CO2 Reduktion – die USA aber auch Schwellenstaaten wie China oder Indien könnten mit an Bord sein. Für die Minimalemittenten im Süden, die einen großen Teil der Zeche zahlen, die durch den Temperaturanstieg fällig wird, können Kompensationen und Technologietransfermaßnahmen vereinbart werden. So weit, so optimistisch. Allerdings haben die Erdreparaturprogramme (M. Hall) der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Win-Win-Situationen höchst selten sind. Selten sitzen alle Akteure und Betroffenen am Tisch, noch seltener werden alle wichtigen Probleme und Folgen diskutiert, häufig entstehen neue Ungleichgewichte. Der Blick auf die Geschichte von Umweltreformen lohnt daher und macht sensibel für die Tücken ökologischer Debatten. Vor allem auf lange Sicht werden die Folgen nicht nur von Umweltzerstörung, sondern auf von Versuchen sie zu beseitigen, sichtbar. Ich will dies am Beispiel der Debatte um Nachhaltigkeit im 18. Jahrhundert demonstrieren. In größeren Abständen sollen in diesem Blog dann weitere Elemente einer Geschichte der Nachhaltigkeit erscheinen.

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